Ich kann mich noch genau an mein erstes Mal erinnern. Es war im Sommer in Kärnten. Der Grad der Verzweiflung war schon ziemlich hoch. Ich hatte mal wieder einen Bad-Hair-Day. Quatsch, einen Bad-Hair-Monat eher. Mit einem wenige Monate alten Stillkind und einer größeren Schwester auch noch unter 3, war das wohl auch nicht ganz ungewöhnlich.
Da habe ich in einer Klatsch-Zeitschrift eine Doppelseite über alternative Haarwaschmittel gefunden. Damals war das noch eher ungewöhnlich. Die Autorin hat verschiedene Varianten mit Heilerde und weiß ich was probiert und ein Tipp war, die Haare mit Roggenmehl zu waschen. Bei meinen Haaren war es eh schon wurscht und Roggenmehl war leicht verfügbar.
Also habe ich todesmutig diesen Tipp probiert und bin seither schwer verliebt.
Ich habe sehr feines Haar, das bei Pflege sofort beleidigt (also fettig) reagiert. Meine Haare wünschen sich Volumen (oder ich mir für sie) und ich bin glücklich, wenn ich sie nur alle 3 Tage waschen muss. Für all diese Bedürfnisse ist Roggenmehl perfekt. Aber auch bei sehr dichtem Haar soll es super sein. Das kann ich nur leider nicht testen.
Waschen mit Roggenmehl - so geht´s
Die Haarwäsche ist denkbar einfach.
Man rührt 2-3 El Mehl mit Wasser zu einem Brei und verwendet diesen wie herkömmliches Shampoo. Einwirkzeiten von ca. 5 Minuten sind vorteilhaft.
Ich verwende Auszugsmehl. Vollkornmehl habe ich genau einmal probiert und die groben Stücke dann sehr schlecht aus den Haaren herausbekommen. Es geht vielleicht, wenn man das Vollkornmehl vorher nochmal richtig gut pulverisiert.
Darum funktioniert das so gut:
Frisch angerührtes Roggenmehl enthält sehr viel Stärke. Diese Stärke wirkt wie ein Emulgator und ist so in der Lage sich mit dem Fett in den Haaren und auf der Kopfhaut zu verbinden und diese vom Kopf zu waschen. Wenn man das Mehl etwas länger (mehr als 10 Minuten circa) quellen lässt, verliert die Stärke die Fähigkeit sich mit dem Fett zu verbinden und die Waschleistung des Roggenmehls verringert sich. Dafür wird es ab dem Zeitpunkt deutlich pflegender.
Roggenmehl enthält sehr viel Vitamin E, Proteine, B-Vitamine und Mineralien wie Eisen und Zink. Je nachdem, was deine Haare brauchen kann man so über die Quellzeiten die Pflege- und Waschleistung von Roggenmehl steuern. Denkbar wären auch zwei Waschgänge. Der erste mit kurz gequollenem Mehl (maximal 10 Minuten) für eine hohe Waschleistung und der zweite mit länger gequollenem Mehl (bis zu 12 Stunden) für mehr Pflege.
Denkbar ist auch das Mehl nicht mit Wasser, sondern einem Tee aus z.B. Brennnessel, Rosmarin, Kamille oder Kaffee anzurühren. Je nachdem, wie experimentierfreudig du bist und was deine Haare mögen ist alles möglich.
Ich verwende meistens nur frisch angerührtes Mehl mit Wasser, weil ich in der Früh schon froh bin, wenn ich es schaffe daran zu denken und weil es für die Pflege meiner feinen Haare super ist.
Alternativ zu Roggenmehl gehen alle Mehle mit wenig Gluten. Buchweizen ist zum Beispiel auch sehr gut. Hier hat bei mir auch die Vollkornvariante funktioniert. Das Mehl war feiner vermahlen. Buchweizen ist von der Konsistenz her feiner und ich habe es als pflegender empfunden. Meinen Haaren war das aber fast schon zu viel. Buchweizenvollkornmehl ist mein Favorit in selbstgemachten Shampoobars. Das Rezept habe ich hier aufgeschrieben. Außerdem funktioniert Linsenmehl, Reisstärke, Bohnenmehl oder Kichererbsenmehl.
Was du auf keinen Fall verwenden solltest
sind glutenhaltige Mehle wie Dinkel oder Weizen. Die verkleben und lassen sich nur sehr schwer wieder lösen. Falls ein Unfall passiert sein sollte, probier es mit Öl. Damit lässt sich verklebtes Weizen- oder Dinkelmehl wieder entfernen.
Für meine Dusche ist meine Art die Haare zu waschen übrigens OK. Sie freut sich dann aber immer wahnsinnig auf den wöchentlichen Putztag. Meinem Abfluss ist es komplett gleichgültig. Ich mache das nun seit 3 Jahren und er verhält sich noch immer wie ein ganz normaler Abfluss.
Und? Hast du jetzt Lust bekommen das auszuprobieren?
Viele weitere genial einfache Rezepte für Naturkosmetik gibt es regelmäßig in meinem Newsletter, auf Social Media und natürlich in meinen Online-Workshops.
Alles Liebe,
Katharina
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